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Aber wie kam es dazu??

 

Ich habe mich schon als Kind gerne an der frischen Luft bewegt, war draußen im Garten spielen, im Wald unterwegs oder mit Freunden am Bach. In der Schule gehörte der Turnunterricht definitiv zu meinen Lieblingsstunden! Auch wenn ich keine Turnstunde ohne mehreren blauen Flecken verlassen habe. Mit Geschicklichkeit bin ich wirklich nicht gesegnet, denn auch heute noch ziehe ich mir regelmäßig blaue Flecken im Studio zu. Nichts desto trotz war ich für Geräteturnen und Zirkeltraining immer zu begeistern, Ballspiele habe ich aufgrund meiner „Talentbefreiung“ weniger genossen (man fängt bekanntlich besser mit den Händen als mit dem Gesicht), haha. Meinen ersten Kontakt mit einer Kraftkammer hatte ich mit 15 und bin 1-2 Jahre regelmäßig trainieren gegangen.  Danach war dann doch eher interessant mit Freunden „um die Häuser zu ziehen“ und auszugehen. 

 

Bereits in meiner Jugend hatte ich Rückenprobleme. Mit 13 habe ich mir, bei den Proben für eine Schulaufführung, beim Tanzen einen Nerv geklemmt. Ich konnte vor Schmerzen kaum noch aufrecht stehen. Nach ein paar Stunden war alles vorbei und weder meine Mutter noch ich haben dem damals sonderlich viel Beachtung geschenkt. Mit 16 war es ein schlichtes nach vorne beugen, wieder konnte ich kaum aufrecht stehen oder sitzen. Nur liegen war halbwegs schmerzfrei möglich. Einen Arztbesuch mit mehreren Spritzen rund um die LWS und einige Nächte auf dem Boden waren dieses Mal notwendig, um in einen normalen Alltag zurück zu kehren. Wieder unbedacht und ohne weitere Untersuchungen. Ein schwerwiegender Fehler, aber von allen Seiten hieß es: „Noch so jung, was soll da schon sein!“ Und auch ich war damals der Meinung, dass in meinem Alter nichts weiter sein kann. Irgendwie dämlich, aber nennen wir es mal jugendlicher Leichtsinn.

Anfang 20 habe ich begonnen im Einzelhandel zu arbeiten. Lagerarbeit inklusive. Als junge Frau 60-80 kg schwere Kartons zu schleppen, mit bereits bestehnder Rückenproblematik -> eher unklug. Die ersten permanenten Rückenschmerzen haben natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Unzählige Arztbesuche, Röntgen, Physiotherapie……. Immer das gleiche Ergebnis: „Sicher nur überbelastet!“, „Viel zu jung, was soll da schon sein“, „Heben Sie halt nicht so schwer!“, „Suchen Sie sich einen anderen Job!“….. gut, den letzten Ratschlag hätt ich mir vielleicht wirklich zu Herzen nehmen sollen, aber oft leichter gesagt als getan, zumal ich damals alleinerziehend war.

Anfang 30, immer noch im selben Unternehmen. Bereits seit vielen Jahren Filialleiter. Einziger Ausgleichssport: laufen! Ja, man glaubt es kaum! Es gab eine Zeit da bin ich mehrmals die Woche (FREIWILLIG!) mehrere Kilometer laufen gegangen. Unter anderem um mich auf einen 10 km „Wildsau Dirtrun“ vorzubereiten. Anfang 2015 rank und schlank, dank unmengen Cardiotraining (laufen im Wald), intermittierendem Fasten und muskulär vollkommen atrophiert (weil blauäugig und unwissend). Ich wäre dankbar gewesen hätte mich damals jemand darauf hingewiesen, dass mein Körper zuerst all die unnötige, kalorienverbrennde Muskulatur abbaut wenn ich nur laufe und unter 1.000 Kalorien täglich esse ohne ausreichendem Widerstandstraining.

Tja……

Die Wende (oder der Anfang vom Ende):

Im Frühjahr 2015, zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt, ist mir ein, vom Handy abgelenkter, junger Mann hinten auf mein Auto aufgefahren. Peitschenschlagsyndrom und LWS Schmerzen kaum auszuhalten. 10 Tage tägliche Infusionen gegen die Schmerzen, unmengen Schmerzmittel, nur liegen, null Bewegung….. und das nur wenige Tage nachdem ich eine Chaos-Filiale übernommen hatte und eigentlich Arbeit im Übermaß…. Pflichtbewusst und dämlich wie ich war, habe ich viel zu früh wieder die Arbeit aufgenommen. Täglich schweres Schleppen im Lager. Durch das viele Liegen mittlerweile natürlich keine rettende Muskulatur mehr für den Rücken…….. Noch mehr Schmerzmittel, Physiotherapie, immer stärker werdende Schmerzen......ein Teufelskreis. Anfang Sommer 2015 wars dann ganz aus……..Mit den Nerven absolut am Ende, weil die Schmerzen ein unerträgliches Ausmaß erreicht hatten, heulend in der Arbeit am Boden kniend, weil ich nicht mehr im Stande war zu stehen. 

Krankenstand (4 Monate am Stück). Da nur schlechte Erfahrungen mit Kassenärzten, zu einem privaten Orthopäden spezialisiert auf Rücken und Hüfte. Infiltration. MRT. Diagnose: beidseitige Hüftdysplasie mit arthrotischen Veränderungen an den Gelenken, ISG Blockaden beidseitig, leichte Skoliose der LWS, zwei kaum noch vorhandene Bandscheiben L4-S1 daraus resultierende Osteochondrose Typ Modic 1 (Ödeme/Wassereinlagerungen in den Wirblekörpern, Wucherungen der Wirbelkörper). Von einer Operation dringend abzuraten. LWS Schäden irreperabel, Hüft OP so lange wie möglich hinauszögern (also Schmerz ertragen) da noch viel zu Jung (so eine künstliche Hüfte hält ja auch nicht ewig). Krankheitsbild einer 70-80 Jährigen, na danke auch. Ratschlag des Orthopäden: alle alternativen Behandlungsmöglichkeiten ausschöpfen. Wieder Physiotherapie und überdosierte Schmerzmittel…..Nach 6 Wochen konnten auch Unmengen an Medikamenten die Schmerzen nicht mehr überlagern, erste gröbere Nebenwirkungen wie Deppressionen tauchten auf, das Gefühl die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben…..INAKZEPTABEL, ich habe nur dieses Eine und es gehört MIR!

Also habe ich von einem Tag auf den Anderen alle Medikamente abgesetzt. Die einzig mögliche Bewegung damals: Nordic Walking. 10 km täglich. Meine Hüfte war dankbar, der Rücken zumindest halbwegs tollerant. Durch weglassen der Medikamente konnte ich genau ausmachen welche Bewegungen die Schmerzen verschlimmern und welche eben nicht. Einziges Ziel vor Augen: Kontrolle zurück gewinnen……….Neuerlicher Ratschlag meines Orthpäden: „Versuchen Sie es mit Muskelaufbau, Frau Bruckner. Aber machen Sie sich nicht all zu viele Hoffnungen!“ Na danke auch, Herr Doktor. Aber zumindest die Möglichkeit selbst etwas zu unternehmen.

Der Neuanfang

Also hab ich mich im Herbst 2015 in einem Fitnessstudio eingeschrieben. Hab begonnen Muskeln aufzubauen, auch Mobility und Dehnen. 6x pro Woche. Ohne Ausnahme! Oberste Priorität: die Kontrolle zurück zu gewinnen. Ernährungsumstellung um den Körper bestmöglich zu unterstützen, Entzündungsfördernde Lebensmittel radikal gestrichen. Kein Alkohol.

Gleichzeitig hat sich mein Freundeskreis in Luft aufgelöst. "Sie trinkt ja keinen Alkohol mehr." (anscheinend war ich ohne nicht zu ertragen), "Man kann Sie ja nicht mehr zum Essen einladen, die isst ja so komisch." (als wenn das Leben nur aus essen und saufen bestehen würde!), "Worüber soll man mit der denn noch reden. Die trainiert ja nur noch, das könnt ich nicht." usw……..als wenn das Jahr nicht schon hart genug gewesen wäre.

Nach 6 Monaten konsequentem regelmäßigen Training und strikter Ernährung hatte ich endlich das Gefühl mein Leben wieder selbst in der Hand zu haben. Schmerzfrei? Nein! Aber ich konnte ihn ohne Medikamente ertragen. Zumindest solange ich nicht krankheitsbedingt gezwungen war ein paar Tage Trainingspause einzulegen.  Es ist wirklich erstaunlich an wieviel Schmerz man sich gewöhnen kann, wenn man die Situation akzeptiert. Ändert was man ändern kann und hinnimmt was sich nicht beeinflussen lässt.

 

Anfang 2017 wieder eine deutliche Verschlimmerung der Schmerzen. Manchmal Probleme aufzustehen, weil mir die Beine beim Versuch immer wieder wegknicken oder ich es nicht schaffe mich ohne Hilfe aufzurichten. (Unleiwand im Wohnzimmer am Boden auf der Yantramatte zu liegen und über eine Stunde warten zu müssen bis der Ehemann heim kommt, weil unfähig die Beine zu belasten). Ortophäde. MRT’s. Ergebnis: zusätzlich zu den bestehenden Problemen bzw. daraus folgend mehrere Bandscheibenvorfälle, durch Spondylose Einengung der Spinalskanäle/Nervenkanäle. Dank Muskelaufbau zumindest kein Wirbelgleiten! Bemerkung des Orthopäden: „Bewundernswert dass Sie nicht aufgeben!“ ……….????????....... AUFGEBEN? Einmal ganz agbesehen davon, dass erst Anfang 30! Das ist MEIN Leben, das Einzige das ich habe! Wie könnte ich da aufgeben? Mal abgesehen davon dass es nicht meiner Natur entspricht klein bei zu geben ;) 

ABER ich musste ganz eindeutig noch mehr ändern. Meinem Beruf konnte ich nur mehr sehr eingeschränkt nachgehen. Immer wieder Krankenstände. Schmerzen durch die Arbeit. Also habe ich damals den Entschluss gefasst umzuschulen. Doch was tun? Wo mich doch nur noch Muskelaufbau interressiert und ich auch täglich Zeit in meinen Körper investieren MUSS! Schon lange dem Bodybuilding verfallen. Denn wenn ich schon den Rest meines Lebens beinahe täglich stundenlang trainiere, soll man die harte Arbeit gefälligst auch sehen!!!!

Wieso also nicht das Naheliegendste tun. Nämlich anderen helfen, nicht die selben Fehler zu begehen. Oder, wenn dafür zu spät, zumindest retten was zu retten ist. Mittlerweile ja selbst schon jede Menge Erfahrung gesammelt.

Andere dabei unterstützen sich geistig und körperlich zu verändern, verbessern, Lebensqualität zurück zu gewinnen.

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